hintergrundbild
Veröffentlichungsdatum: 
21.04.2017
A rear-view mirrror

Aus dem Projekt Evolution2Green heraus ist eine Reihe von Fallstudien entstanden, die Erfolgsfaktoren der Transformation des Automobilsektors auf dem Weg vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb untersuchen. Im Zentrum steht der unterschiedliche Charakter der Entwicklung in vier Ländern bzw. Regionen: China, Kalifornien, die Niederlande und Norwegen. Jedes Land wird einzeln thematisiert und das Umsetzungs- bzw. Diffusionsstadium, die Art der Transformationsstrategie und relevante Erfolgsfaktoren werden untersucht und beschrieben.

Kalifornien hat eine eher wechselvolle Geschichte in der Einführung von Elektroautos. Trotz der anspruchsvollen Politik zur Luftreinhaltung und einem entsprechendem Ruf als Förderer von emissionsfreien Automobilien bleibt Kalifornien bezogen auf die gesamte USA nur ein Nischenphänomen. In Kalifornien liegt der Anteil sogenannter Zero Emissions Vehicles (ZEV) zwar mit 3% deutlich höher als im ganzen Land, ist aber seit 2014 relativ konstant. Dennoch hinterlässt der politische Wille zur Förderung der Elektromobilität eine große Zahl von „Elektroautobegeisterten“ und führte auch zur Gründung von Tesla.

In Norwegen werden heute im Segment privater Kleinwagen 60% elektrische Fahrzeuge verkauft. Wesentlich sind die sehr hohen finanziellen Anreize, wie die Befreiung von der Mehrwertsteuer (25%) sowie von der Zulassungssteuer. Weiter ist im Raum Oslo das Recht, Busspuren nutzen zu dürfen, ein zentraler Erfolgsfaktor. Markteinstieg der großen Automobilhersteller mit verbesserten Modellen, verbesserter Batterietechnik (Li-on) und in „gewohnter“ Qualität ab 2009 spielen auch eine Rolle.

Die Niederlande gehören im Hinblick auf Marktanteile von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und Plug-In-Hybridfahrzeugen (PHEV) zu den führenden europäischen Ländern. Weiter ist von Bedeutung, dass die Niederlande sich das Ziel gesetzt haben, in 2050 über einen Bestand von vollständig klimaneutralen Fahrzeugen zu verfügen. Der politische Wille zur Neuordnung des Individualverkehrs durch wirksame ökonomische Anreize und sehr differenzierte Programme und Maßnahmen ist vorhanden, und das Fehlen einer Automobilindustrie mindert ablehnende Lobbyeinflüsse.

Bis 2020 sollen chinesische Hersteller nach dem Willen ihrer Regierung die weltweite Spitze der Verkaufszahlen von Elektroautos belegen. Durch die Förderung der Elektromobilität möchte die chinesische Führung die Schwäche der westlichen Hersteller ausnutzen, um im Markt für Elektroautos die Technologieführerschaft zu erringen. Wichtiger Erfolgsfaktor ist eine starke Zentralregierung, für die der rasche Beschluss von Strategien, deren Umsetzung und die Mobilisierung der nötigen Mittel möglich sind. Aber auch der starke Problemdruck der Luftverschmutzung in Megacities spielt eine Rolle.

In allen vier Fallbeispielen sind politischer Wille, finanzielle Anreize und technologische Kompetenz für das Transformationspotenzial von großer Bedeutung. Bemerkenswert ist, dass es kein einheitliches Erfolgsrezept gibt, da unterschiedliche Ausgangssituationen den Ablauf des Transformationsprozesses und damit den Erfolg, prägen.

Während Deutschland von Norwegen und den Niederlanden lernen kann, wenn es um eine wirksame Förderung der Elektromobilität geht, geht von China und Kalifornien mit ihren starken Herstellern und schneller F&E im Automobilmarkt ein erheblicher Druck zur raschen Weiterentwicklung der deutschen Automobilbranche aus.

Die viel Fallbespiele sind unter https://evolution2green.de/node/64 verfügbar.

Bild: (CC0) Kalle K via Unsplash.com